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Mit Kindern über schwierige Situationen sprechen

Inhaltsverzeichnis

1. Kinder brauchen Vertrauen und Orientierung

2. Gefühle ausdrücken und erzählen, welche Themen einen beschäftigen

3. Kinder benötigen kein langes Herumreden, sondern klare Aussagen

4. Vorbildhaft verhalten, Rücksicht auf Kinderseelen nehmen

5. Thema Krieg – aber welchem Alter thematisieren?

Kinder brauchen Vertrauen und Orientierung

Die Welt vieler Kinder ist nicht mehr in Ordnung. Corona-Pandemie, Homeoffice statt Schule, Maskenpflicht, Energiekrise, Putins Krieg in der Ukraine. Das alles sind Themen die Kindern in ihrer ganzen Dimension schwierig zu vermitteln sind. Aber sie gehen an Kindern auch nicht vorbei. Wenn selbst die Erwachsenen durch Ängste und Unsicherheiten belastet sind, überträgt sich das auf ihre Kinder.

Alle Eltern bemühen sich, ihren Nachwuchs vor solchen Belastungen zu beschützen. Man sollte aber nicht unterschätzen, wie viel Kinder mitbekommen, auch ohne dass die Eltern mit ihnen oder in ihrer Gegenwart frei darüber sprechen. Kinder haben ein feines Gespür für die Stimmungen, Ängste und Sorgen der Eltern. Umso wichtiger ist es, dass sie dem Leben vertrauen können. Sie solten ihrer eigenen Zukunft mit Zuversicht entgegensehen können.

Eltern sollten ihren Nachwuchs mit seinen Fragen, Sorgen und Ängsten ernst und wichtig nehmen. Sie sollten ihren Kindern auch in schwierigen Zeiten Halt, Zuversicht, Trost und Sicherheit vermitteln. Das Gespräch mit den eigenen Kindern über schwierige Themen sollte offen sein, aber Rücksicht auf die Persönlichkeit und Empfindsamkeit des Kindes nehmen. Auch schlimme Ereignisse sollen ruhig erklärt und sachlich eingeordnet werden. So dienen sie der Orientierung.

Ehrliche Gespräche können zu mehr Resilienz und zu einer Eindämmung ausufernder Fantasien führen. Sie lenken schwierige Themen in sichere Bahnen, auch wenn es um die folgen von Pandemien oder Kriegsgeschehen geht.

Gefühle ausdrücken und erzählen, welche Themen einen beschäftigen

Kinder spüren, wenn ihre Eltern bedrückt oder sorgenvoll sind. Sie fragen oft nach. Die Eltern können ihnen in einfachen und klaren Worten erzählen, was sie gerade beschäftigt und sorgt. Gegebenenfalls können Hilfsmittel wie eine Zeichnung oder ein Kinderglobus mehr Klarheit über das Geschehen in einem anderen Land schaffen. Dadurch wird auch die Distanz zum eigenen Zuhause verdeutlicht. Mit älteren Kindern können die Eltern Kindersendungen ansehen, in denen schwierige Themen wie Pandemien oder Krieg kindgerecht erläutert werden.

Auch die Folgen der Klima- oder Energiekrise können kindgerecht vermittelt werden. Wer mit seinen Kindern offen redet, ohne dabei zu viel Belastendes zu inkludieren, der signalisiert ihnen: “Ihr könnt Euren Gefühlen vertrauen. Auch wir fühlen uns verunsichert, aber hier seid ihr sicher. Wir erklären Euch alles, was Ihr darüber wissen müsst.” Kinder sollten spüren, dass sie mit ihren Eltern über ihre Ängste und Sorgen sprechen können. Sie sind dann damit nicht mehr allein.

Im Fernsehen sind einige Sendungen geeignet, um Kinder verschiedener Altersstufen durch schwierige Zeiten zu begleiten. Für Kinder im Grundschulalter wird beispielsweise der Ukrainekrieg auf der WDR-Seite mit der Maus  thematisiert. Der Schweizer SFR thematisiert ebenfalls in seinen Kinder-Sendungen solche Themen. Ältere Kinder finden im ZDF bei “Logo. Die Kindernachrichten” verständlich aufbereitete Informationen.

Die Tagesschau oder die abendlichen ZDF-Nachrichtensendungen sind frühestens ab dem 13.-15. Lebensjahr empfehlenswert. Interessen und Entwicklungsstand von Kindern und Jugendlichen können aber sehr unterschiedlich sein.

Kinder benötigen kein langes Herumreden, sondern klare Aussagen

Wichtig ist, dass Eltern nur dann Offenheit für Gespräche signalisieren sollten, wenn ihre Kinder tatsächlich Interesse an einem Thema zeigen. Nachfragen sind aber sinnvoll. Manche Kinder trauen sich nicht, ihre Ängste und Unsicherheiten gegenüber Eltern und Lehrern zuzugeben. Die Eltern sollten als Ansprechpartner in allen Dingen wahrgenommen werden. Sie müssen auf Fragen aber nicht detailliert und ausführlich antworten. Kurze, aber klare Antworten reichen den Kindern meistens. Wenn die Eltern etwas nicht wissen, sollten sie dazu stehen.

Vorbildhaft verhalten, Rücksicht auf Kinderseelen nehmen

Kein Elternteil sollte seine Sorgen und Ängste ungefiltert an den Nachwuchs weitergeben. Gegebenenfalls sollten die Erwachsenen sich bei Beratungsstellen, Seelsorge-Einrichtungen oder guten Freunden aussprechen und Rat holen. Eltern sollten von Kindern als Vorbilder wahrgenommen werden. Wenn sie bei der Seenotrettungsübung auf einer Kreuzfahrt zuerst die Schwimmeweste anlegen, signalisieren sie damit, dass es nur eine Übung und völlig in Ordnung ist. Dann helfen sie ihrem Kind, seine Schwimmweste anzulegen.

Selbstfürsorge sollte immer an erster Stelle stehen. Kinder und Eltern sollten bewusste Pausen einlegen, in denen das Smartphone und die TV-Nachrichten ausgeschaltet bleiben. In schwierigen Zeiten sind Atempausen und bewusste Regenerationseinheiten wichtig. Was einem nicht guttut, sollte wohldosiert aufgenommen und nicht zwischen Tür und Angel besprochen werden.

Thema Krieg – aber welchem Alter thematisieren?

Diese Frage kann nur altersgerecht beantwortet werden. Jedes Kind hat einen eigenen Entwicklungsstand und unterschiedlich großes Interesse an Erklärungen. Wenn eine Vierjährige nicht nach dem Ukraine-Krieg fragt, sollte er auch nicht zum Thema gemacht werden. Jedes Kind hat aber ein Recht auf wahrheitsgemäße Auskünfte, wenn es nachfragt. Es hat außerdem ein Anrecht darauf, auch in schwierigen Zeiten glücklich und selbstvergessen zu spielen. Eine möglichst unbelastete Kindheit ist wichtig.

Wenn ein Kind sich mit schwierigen Themen befasst und mehr darüber wissen will, sollten Eltern nicht abwiegeln oder ausweichen. Spüren die Eltern, dass ein Kind sich sorgt und ein Thema nicht verarbeiten kann, sollten sie aktiv nachhaken. Sie sollten signalisieren, dass sie immer – auch in Krisen – für das Kind da sind und zuhören. Was gesagt wird und was nicht, sollte dem Entwicklungsstand des Kindes angepasst werden.

Problematisch ist, dass Kinder heutzutage über ihr Smartphone in den sozialen Medien ungefiltert verstörende Bilder oder ungeeignete Inhalte konsumieren können. Teilweise verschicken Freunde und Klassenkameraden unaufgefordert krasse Bilder. Hier ist es wichtig, dass der Medienkonsum der Kinder begleitet und gegebenenfalls eingeschränkt wird. Wenn bereits angesehene Bilder länger nachwirken, sollten die Eltern dem Kind vermitteln, dass die Eindrücke mit der Zeit verblassen und durch andere Erlebnisse abgelöst werden.

Wenn Sie Rat und Hilfe zum Umgang mit Kindern in schwierigen Zeiten benötigen, finden sich Beratungsstellen und weitere Tipps im Internet.